Das Wort Physiognomie wird im Herkunftswörterbuch als „Erscheinungsbild, Ausdruck eines Gesichts oder ein, in bestimmter Form, geprägtes Gesicht“ erläutert. Es ist angelehnt an das griechische Wort „physiognomia“ aus dem 16. Jahrhundert. Es benennt „die Lehre vom Urteilen nach der Erscheinung der Natur, des Körperbaus und der Gesichtszüge“.
Mit der Physiognomik, wie die Lehre inzwischen heißt, befassten sich bereits Hippokrates und Sokrates. Carl Huter (1861-1912) entwickelte unter anderem mit der Kraftrichtungsordnung logische und verständliche Strukturen, die Naturwissenschaft und Intuition verbinden. Auf ihn geht die heute gelehrte Psychophysiognomik zurück.
Ist auch seine Ausdrucksweise aus heutiger Sicht nicht mehr tragbar, so sind die Erkenntnisse, die man aus seinen Lehren ziehen kann, unverändert aktuell und aufschlussreich. Mit Hilfe der Kraftrichtungsordnung lernt man, die Formgebung anhand von Energien zu erläutern. Die Naturell-Lehre, als wichtiger Teil der Physiognomik, basiert auf den Erkenntnissen der Keimblattlehre aus der Embryologie. Huter ging dabei davon aus, dass ein bis zwei Keimblätter in der Ausprägung im Vordergrund stehen und den Menschen in seinen Grundbedürfnissen lebenslänglich prägen.
In der Betrachtung bestimmter Gesichtsareale erkennt man Einzelmerkmale, die Aufschluss über Bewusstsein und Denken, emotionale Verfassung, Eigengesetzlichkeit, Ausdauer, Lebensplanung und unser seelisches Erbe geben. So entsteht über die Kraftrichtungsordnung, die Naturell-Lehre und die Verknüpfung der Einzelmerkmale eine Methode zur Selbsterkenntnis oder um die Persönlichkeit des Gegenübers, dessen Potentiale und Einzigartigkeit zu erkennen.
Beratend rege ich im Gespräch mit einer solchen Spiegelung die Selbstreflexion an, um therapeutisch zu helfen. Dazu steht neben der Psychophysiognomik auch die Pathophysiognomik zur Verfügung, über die man, anhand von Organzonen, Krankheiten frühzeitig erkennen kann. Ein, dem Gegenüber wohlgesonnenes Herz, das feinfühlige Sehen und das Freimachen von Bewertungen, sind Grundvoraussetzungen für eine ethisch aufrichtige Physiognomik.